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Ich hatte immer gesunde Furcht – ab jetzt habe ich kranke Angst

Persönliche Note des Blog-Autors im anhaltenden Trauer-Schweige-Modus.
Dies gleich vorweg an die Political-Correctness-Kontaminierten und postfäkal Verwirrten – es wird ein unjournalistisch und gefühlsbetonter Blog-Beitrag. Ich bin nicht alkoholisiert, kein postfäkaler Populist, gehöre keiner Partei an und verfolge im Hintergrund über drei Ecken hinweg auch keine wirtschaftlichen Interessen durch das Aufschreiben der hier geäußerten Gedanken. Donald Trump kenne ich nur aus dem Fernsehen als Star in der ersten Staffel einer Soap Opera.

Ich war höchst irritiert darüber, das SPIEGEL-Online Journalisten Artikel-Beiträge publizieren – wie z.B. „Berlin nach dem Terror - Maximal unbeeindruckt“ und damit latent suggerieren, als ginge der Berliner Bevölkerung der Akt eines (oder ggf. mehrerer) terroristischer Gewaltverbrecher irgendwie am Arsch vorbei. Weil man doch nach der Teilung, während des Kalten Krieges und bis zur Realisierung der deutschen Einheit immer Frontstadt war, oder was? Was soll denn diese – aus meiner Sicht völlig deplazierte - publizistische Referenz im Hier und Jetzt an den durchaus vorhandenen Widerstandswillen der Berliner in historischen Kontexten? Blanker Unfug, geschätzte SPIEGEL Schreiber.

Das „westliche WIR“ wurde am Abend des 19. Dezember 2016 erneut angegriffen und es gab Tote und Verletzte in der Zivilbevölkerung beim weihnachtlichen come together auf dem Berliner Breitscheidplatz im Rund eines weltweit bekannten Kirchenbau-Ensembles. Und es war nicht der „Nine-Eleven Day“ für Berlin, wie es der angereiste Weihnachtsmarktbesucher und auf fast allen TV-Kanälen herbeizitierte israelische Terrorismusexperte Dr. Shlomo Shpiro unablässig betonte. Wie kann man nur derart inflatorisch mit Dimensionen von Terror umgehen, hatte ich mich bei seinen Ausführungen im medialen Äther gefragt. Bei allem Respekt für die Gefahrenlage, in israelischen Städten einen Bus zu besteigen.
Der 19. 12. 2016 war und ist der böse Tag X für Berlin – es ist unser Nineteen-Twelve-Day für alle Trauerarbeit.

Selbstverständlich und damit in ängstlicher Trauer vereint, reit sich meine Geburtsstadt Berlin - nun leider auch leidvoll in die Kette von politisch-religiös ausgewählten Anschlagszielen in vorwiegend europäischen Großstädten ein – und ruft der Welt eben nicht zu: Alles halb so schlimm.
Nein. Es tut richtig weh – in Berlin, in Paris, in Brüssel, in Madrid und anderswo in Europa.
Ja – ich bin maximal beeindruckt und der Druck schmerzt zunehmend. Muss ich zukünftig mit diesem Schmerz leben oder gibt es da auch etwas von Ratiopharm?

OK – das war es soweit. Auch ich habe im Schmerz bisher kein Therapiekonzept parat. Vielleicht dient der Gedankenaustausch per Schriftwechsel als Erste Hilfe. Scheuen Sie sich also nicht, mir zu schreiben. Direkt per E-Mail – siehe Impressum. Kommentar-Funktion gibt es in meinem Blog aus guten Gründen bisher nicht.
Abschließend wünsche ich dennoch – Frohe Weihnachten, einen guten Start ins Neue Jahr 2017 und mit einem Tom Petty Song weiterhin frohen Mut wider die Angst.

Ralf Eichert · Geboren 1960 in Berlin-Charlottenburg · Seit 20 Jahren unassimiliert in Stuttgart lebend.

Hey Baby, there ain’t no easy way out...

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