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Das Duell · Teil 3

A ! S / R. Eichert · Heumaden / Stuttgart · Trumpmania vs. Hillygarchie. Bei früheren Präsidentschaftswahlen gab es nur eine oder zwei Debattenrunden, diesmal sind es drei gewesen. In der dritten Kandidaten-Debatte, ausgerichtet vom TV-Sender FOX und moderiert von Chris Wallace, ging es um die größeren, bedeutsameren und umfassenderen Themen. Sollte es zumindest gehen. Doch bei allem, was Trump und Clinton zur Lage der USA in der Welt oder zu amerikanischen Innenpolitik zum Besten gaben – der Schatten einer persönlich gefärbten Fede zweier Aspiranten im ringenden Kampf um das mächtigste Amt der Welt war längst zu groß und übermächtig geworden, als das noch ein Lichtstrahl zur politischen Orientierung – in diese oder jene Richtung – auf die Bühne fallen konnte, um das Publikum im Saal, vor den TV-Geräten und im Internet-Streaming im Geiste der Demokratie zu illuminieren. Es ist Nacht geworden in den Hirnen und Herzen zwischen California und dem New York Island.
American leadership – in der relativ jungen und zugleich höchst virulenten Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika –von außen fast immer als eine kritisch kontaminierte Frage an die Anspruchsberechtigung der We-are-the-people-nation gegenüber der Welt formuliert, ist nun durch die zwei Protagonisten endgültig beantwortet worden: Unable to lead throughout diversity. Egal wer das Rennen macht – hinter der neuen Präsidentschaft wird eine gespaltene Nation stehen.

Bisher, seit den Tagen der Gründungsväter an, hatte man in den USA immer das Verständnis bezüglich der eigenen demokratischen Werte im eigenen demokratischen System, dass es im allerbesten Sinne des Begriffs, um das Zusammenraufen zahlreich unterschiedlicher Gesellschaftsbereiche geht. Tag für Tag, Jahr um Jahr und am Ende immer alle vier Jahre bei den Präsidentschaftswahlen. Unter der Präsidentschaft will man sich am Ende und mit allem weiter bestehenden Zwist – gewissermaßen auf einer höheren Stufe zum Wohle der Nation - einigen. Auf Zeit. Für vier Jahre auf weitere vier Jahre, mit dann neu beginnendem Wahlprozessen. Eine Person wird Präsident für alle, Basta!

Fragen an die besondere Befähigung von Präsidentschaftskandidat*innen wurden dabei immer schon gestellt – teilweise auch unter der Gürtellinie und beim Waschen von schmutziger Wäsche. In den USA ist es legitim und durchaus auch verfassungskonform, weil so gewünscht, dass die Kandidierenden für das Präsidentschaftsamt auf Herz und Nieren geprüft werden. Vom Volk, von den Medien, ja auch in den eigenen Reihen ihrer Parteien und Unterstützer aus der Wirtschaft, der Finanzwelt, den öffentlichen Institutionen, aus den Kulturverbänden, den – lachen Sie nicht – Gewerkschaften, den – oft ethnisch ausgerichteten – Sozial- und Community-Verbänden u.ä.m. Wer will schon eine „Lusche“ an der Spitze seiner Nation sehen?! Und diesmal ist die Prüfung besondershart, weil nötig. Denn eines ist in den USA schon länger klar – Hillary Clinton gilt als die zweitschlechteste Lösung und nicht als die bessere Alternative. Ihre vermeindliche Stärke in diesem Wahlkampf resultiert de facto eher aus der Schwäche der trumpschen Schmierenkomödie.

Präsidentschaftswahlen sowie auch andere Wahlvorgänge in den Bundesstaaten und den Kommunen erinnern eher – wir Deutsche vergessen das oft – an ursprüngliche Ideale im Alten Griechenland oder an britische Hide-Park-Redner-Rituale. Einer oder eine stellt sich hin, hält Reden, will gehört werden, wird gehört, erhört, findet Widerhall, findet Anhänger, Geldgeber und avanciert dann vom „Schreihals“ zum „Wachrufer“. Man grasswurzelt sich so nach oben. So oder so in Richtung Macht. Die muss man allerdings anstrebend wollen. Grundvoraussetzung. Klappt aber auf vielen Wegen fast immer. In Deutschland als „Parteisoldat*in“ meist, in den USA eher mit viel Sold auf dem Konto. Wer in den USA nicht wenigstens eine Million Dollar als Startgeld auf dem Konto übrig hat, braucht sich erst gar nicht mit dem Gedanken an eine Präsidentschaftskampagne befassen. Und man muss in der Lage sein, eine Spenden-Maschinerie riesigen Ausmaßes in Gang zu setzen. In seiner legendären Yes-We-Can-Campaign generierte das Obama-Team im Verzicht auf staatliche Wahlkampffinanzierungsmodelle rund 650 Millionen Dollar rein privater Spenden und davon knapp 500 Millionen über Online-Spenden der Bevölkerung.

In den USA hat es die GOP (Grand Old Party), haben es die Republikaner versäumt, dem Seiteneinsteiger Donald Trump rechtzeitig Paroli zu bieten. Man hat den rechten, den populistischen, den erzengelschen Flügeln in diabolischen Bünden, zu lange zu viel Freiräume in der politischen Debatte der USA eröffnet. Das Stichwort lautet hier Tea-Party-Bewegung. Und ein weiteres Stichwort lautet hier Religiosität als wesentliches Merkmal amerikanischer Politik mit Interpretationen christlicher Werte, die durchaus nicht immer mit den europäischen christsozialen Werte-Welten einhergehen. Gott – so meinen jedenfalls viele Amerikaner – sieht die USA etwas anders, als den restlich geschaffenen Teil der Welt. So als hätte der Herr im Himmel nach sechs Tagen am heiligen Sonntag unerlaubt heimlich weitergearbeitet, um am siebten Tag mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die USA als sein besonders gelungenes Werk unter allem was da kreucht und fleucht zu zeigen. Gods own country. Hallelujah, Hillarylujah, Holytrump. Alles nur Ergebnis illegal-göttlicher Sonntagsarbeit zu Zeiten der Genesis und erst viel später, vor 300-400 Jahren, der Welt offenbart? Mormonen sind Omen? Freimaurer spuken durchs Land. Und jetzt auch noch zu Halloween 2016 die Creepy Clowns allenthalben. Ja, ja - der Untergang droht, die Cherubim haben das Paradies-Tor in Richtung Hölle geöffnet und Amerika fällt der eigene Himmel als falsch verstandenes Elysium auf den Kopf. Und angesichts der Bootsfahrt in Richtung Hades steht der Donald bereit, der Trump als Trumpf. Er ruft dem Volk zu - Fürchtet euch nicht, denn ich werde Washington zerstören, damit Washington leben kann. Let’s make Amerika great again.

Und Hillary steht daneben und ruft – Stronger Together. Lesen wir alle zusammen meine hundertausendfachen E-Mails wie ein Modernes Testament. Teilen wir sicherheitsrelevante, staatstragende und strategisch bedeutsame Inhalte auf meinem Lap-Top-Account in der Küche mit Assad, Putin, Erdogan, den Irakis, Iranis, den Saudis und den IS-Schlächtern und versichern uns wechselweise – wenn alle alles wissen sind alle sicher und werden selig. Es lohnt sich hierzu, ohne die Meinung zu teilen, dies zu lesen, was der alte erzkonservative Haudegen Patrick Buchanan über die amerikanische Christenseele jüngst schrieb: Hier lesen oder Hier lesen.

Etwa 60 Millionen Wahlberechtigte haben sich eine Woche vor dem Wahltag immer noch nicht registriert – eine Population die groß genug ist, um die aktuellen Umfragen vom Fuß auf den Kopf zu stellen. Wenn diese Bürger*innen in letzter Minute wählen gehen und zugleich noch ein, zwei Tellerminen in Sachen E-Mail Affäre und Clinton-Stiftung auf Hillary Clinton lauern, könnte sie Gefahr laufen, doch noch gegen Trump zu verlieren.

Die amerikanische Präsidentschaft – egal wer in wenigen Tagen die Nase vorn hat – wird wegen dieses Wahlkampfs unter neuer Präsident*innenschaft ein anders, ein irritiertes und irritierendes Amerika sein. Wenn Barack Obama Mitte November 2016 nach dem Ausgang der aktuellen Präsidentschaftswahl als Zeichen für Europa zum letzten Mal die „Siegessäule putzt“, dann wird dies ein letzter Besuch eines stabilisierenden Garanten und weltpolitischen Mitdenkers sein. Egal wer danach kommt – Trump oder Clinton – es wird eine Präsidentschaft werden der in der kommenden Amtszeit der Rückhalt im Volk fehlen wird und die sich gegenüber ihren oppositionellen Kräften im Land – so oder so herum – aufs härteste erwehren wird müssen. Weit mehr als es unter Barak Obama der Fall war. Die USA werden nicht zur Ruhe kommen nach dieser Wahl.

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