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Trumps Hand an Obamas Wiege

A ! S / R. Eichert · Folly Beach / Charleston SC · Im amerikanischen Fernsehen laufen derzeit Werbesendungen von bio sience companies, die für rund 100 Dollar ein DNA-Test-Paket zur Bestimmung der eigenen Herkunft anbieten. Eine Art Quick-Test auf der Suche nach den eigenen roots.
In den Werbespots für diese DNA-Tests wird im klassischen Einwandererland USA damit geworben, die eigene Herkunft nachweisen bzw. klären zu können. In einem TV-Spot tanzt beispielsweise ein Mann schenkelklopfend in Lederhosen herum und bekennt sich zu Brezeln und Weißwurst, weil er stets annahm, er sei in der Linie seiner Vorfahren bis heute ein Amerikaner mit hundertprozentigen deutschen Wurzeln. Doch der DNA-Test hätte ans Licht gebracht, dass dies gar nicht stimme. Denn es erwies sich, dass er zu sechzig Prozent eine Finne sei.

Ein echter amerikanischer Ureinwohner zu sein ist aus allseits bekannten historischen Gründen ziemlich schwer; es sei denn man hat Urururgroßeltern aus einem Stamm der nativ inhabitants. Aber wer kann hier unter den Nachfahren der pilgrim fathers schon Pocahontas in seiner Ahnen-Galerie nachweisen?!

Donald Trump ist als Enkel deutscher Großeltern, die aus der Pfalz nach Amerika einwanderten, gerade mal ein Einwandererkind der dritten Generation. Dennoch machte er schon 2011 zu Zeiten der zweiten Präsidentschaftskandidatur Barack Obamas ein Fass auf, um dessen legitime Staatsbürgerschaft per Geburt, öffentlich anzuzweifeln. Ein völliger Unsinn, aber schon damals nahmen sich die Medien der wirren Spekulationen des Donald Trump an und griffen die Herkunftsfrage des Präsidenten auf. Dies führte dazu, dass Obama Ende April 2011 seine Geburtsurkunde und weitere Unterlagen zu seiner Herkunft erneut und detailreich veröffentlichte. Eine Demütigung für den auf Hawaii geborenen Sohn eines eingewanderten Vaters aus Kenia und einer amerikanischen Mutter.

Nun, da Donald Trump Jahre später selbst als Präsidentschaftskandidat antritt, zog er die Frage der Geburt von Barak Obama erneut aus dem Ärmel, um damit - gewissermaßen über Bande spielend - Hillary Clinton zu provozieren und zugleich rassistische Ressentiments zu schüren. Kaum hatte Trump in der Woche da sich Hillary Clinton gesundheitsbedingt ein paar Tage Auszeit nehmen musste an Boden gewonnen und steigende Zustimmungswerte erzielt, machte er sich die neu gewonnenen Sympathien durch die so genannte birther debate (Geburtler-Debatte) ziemlich schnell wieder kaputt. Zwar ließ er durch seinen Wahlkampfmanagement verlauten, dass er nicht an Obamas Geburt in Amerika zweifele, aber aus seinem eigenen Munde kam diese Klarstellung nie. Ebenso wenig wie eine geforderte Entschuldigung dahingehend, die unberechtigten Zweifel an Obamas Geburt und Legitimation für das Präsidentenamt überhaupt ins Spiel gebracht zu haben. Erst am 19. September 2016 in Washington sagte Trump schließlich am Ende einer republikanischen Wahlkampfveranstaltung mit eigenen Worten "President Barack Obama was born in the United States." Nach fünf Jahren diskreditierender und falscher Spekulantionen über die legitime Herkunft Obamas.

Dieses Beispiel zeigt nur schlaglichtartig zu welchen Mitteln im aktuellen Präsidentschaftswahlkampf seitens des Trump-Lagers gegriffen wird. Fast täglich werden von Donald Trump oder von Mitarbeitern seines Wahlkampfteams Statements in die Welt gesetzt, die nur das Ziel haben zu provozieren und die Aufmerksamkeit der Medien zu erhalten. Zur Fütterung der hungrigen Medien läuft dies stets nach dem selben Schema ab. Donald Trump selbst oder ein Unterstützer in seinem Team hauen zunächst markige Sprüche unterhalb der Gürtellinie heraus und produzieren so fast täglich provokante Schlagzeilen und danach taucht die ab Mitte August 2016 zur Wahlkampfmanagerin der Trump-Kampagne ernannte Kellyanne Conway in den zahlreichen politischen TV-Shows auf, um die oft kruden Statements und Politik-Konzepte des Donald Trump mit Geist zu füllen und inhaltlich ausführlich zu erläutern. Und das Spiel good cop - bad cop zwischen Convay und Trump als the beauty and the beast funktioniert - nicht nur aus Sicht der Republikaner - hervorragend in diesem Präsidentschaftswahlkampf 2016, der als die größte game show on television daherkommt. Seit Anfang September 2016, 24 Stunden am Tag und Woche um Woche bis zum Wahltag am 08. November 2016.

Lesen Sie im nächsten Artikel "Zwei Köpfe im Kreuzfeuer", wie die Amerikaner die erste presidantial debate in der Hofstra University New York am 26. September 2016 im Fernsehen bewerten. 90 Minuten ohne Werbeunterbrechung. Live auf CNN 09:00 pm eastern time.

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