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A Tribute To The Ancor Man

Wer wie ich, geboren 1960, die deutsche Medienlandschaft seit frühen Jugendtagen intensiv wahrgenommen hat, freute sich einst über die Etablierung der Tagesthemen zum Jahresbeginn 1978. Ja – zugleich auch am selben Tag über die Etablierung des Heute-Journals. Warum? Weil damals ein erster Anflug angelsächsischer News-Konzepte Einzug ins deutsche Fernsehen hielt.

Das bisherige Nachrichten-Konzept, als reine Vorlese-Veranstaltung von tagesaktuellen Ereignissen in der Tagesschau (ARD) und der Heute (ZDF) durch Nachrichten-Sprecher*innen wie z.B. stellvertretend genannt Karl-Heinz Köpcke (30 Jahre lang „Mr. Tagesschau“), Dagmar Berghoff (beide ARD) und Heinz Wrobel, Wiebke Bruhns (beide ZDF) wurde durchbrochen.

Die Tagesthemen und das Heute-Journal boten nach dem Prime-Time-Fenster der zwei öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten zwischen 18:00 und 22:00 Uhr – dann, wenn alles Unterhaltsame rum ist – plötzlich zu später Stunde das, was im Hause von BBC, CBS, NBS, CNN und anderen Sender in der Welt schon längst die late night news hieß. Nicht nur Nachrichtenverbreitung, sondern Nachrichtenvermittlung am späten Abend inklusive persönlicher Kommentierungen von Ancor-Mens und Ancor-Womens. Wir erinnern uns an Barbara Diekmann, Hanns Joachim Friedrichs, Gabi Bauer, Ulrich Wickert, Wolf von Lojewski und viele andere im einst neuen News-Format.

Dieser Tage verlässt einer dieser Ich-ordne-das mal-für-Sie-ein Journalisten die Bühne des ZDF-Heute-Studios. Claus Kleber.

Ein deutscher Ancor-Man der – zumindest mir - auf seine spezifische Art mit dem ihm eigenen wording fast jede reine Nachricht klar vermittelt und zusätzlich oft auch interpretierend und kommentierend nah und näher gebracht hat. Gelegentlich so, als wäre ich als Rezipient vor dem Bildschirm mit dabei gewesen.

Igitt-igitt, interpretieren. Das darf man doch gar nicht im ausgewogenen öffentlich-rechtlichen Nachrichtenwesen. Die Information darf doch über die Kommunikation hinaus nicht zur Interpretation führen. Gar zur Meinungsmache. Wo kommen wir denn da hin, wenn im Heute-Journal ab 21:45 Uhr mit klaren Standpunkten Tacheles geredet wird und die Bürger*innen mit kritischen Nachtgedanken ins Bett geschickt werden?! Nun, ich zumindest wurde von Claus Kleber nie um den Schlaf gebracht, sondern bin oftmals mit Kleber-Kommentaren am Abend, dann am nächsten Morgen erfrischt aufgewacht, um am demokratischen Prozess im Alltag weiter mitzuwirken.

In diesem Sinne, geschätzter Claus Kleber, innigen Dank für die journalistische Arbeit über Jahrzehnte hinweg. Und weiterhin wachsam bleiben.

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