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GroKo reloaded - jetzt erst recht

Der deutschen Sozialdemokratie ist es seit 2005 während drei Legislaturperioden in beiden Rollen - zweimal Koalition mit der CDU in der Regierung und einmal Oppositionsrolle - nicht gelungen, aus dem 25% bis 20% Tunnel herauszukommen. Seit zwölf Jahren dümmpelt die SPD mit inzwischen drei ziemlich erfolglosen Kanzlerkandidaten in eben diesem Tunnel - ohne Licht am Ende - herum. Woran liegt’s?

Wahrscheinlich daran, dass man im Willy-Brandt-Haus die eigene Partei im 21. Jahrhundert nach Rot-Grün unter Gerhard Schröder wieder zunehmend altbacken als die sprichwörtlich „gute alte Tante“ beim Speed-Dating mit den Wähler*innen angeboten hat.

Wahrscheinlich daran, dass in den zahlreichen Ortsvereinen zuviele Silver-Surfer-Sozis in Anbetung eines vergilbten Käthe-Kollwitz-Plakates an der Wand in einem lokalen Hinterzimmer in dunkler Atmosphäre seufzend ausrufen, das mit Willy Brandt damals alles viel besser war.

Wahrscheinlich daran, das kaum ein Sozi-Mitglied die Rede von Sigmar Gabriel auf dem Dresdner Parteitag 2009 gehört oder gelesen hat. Der „Laden des Lächelns“ ist an der Basis bis heute nicht eröffnet worden. Insbesondere gegenüber SPD-Sympathiesanten ohne SPD-Parteibuch.

Wahrscheinlich daran, dass Frank-Walter Steinmeier Bundespräsident geworden ist und man sich danach keine Gedanken mehr gemacht hat, wie Martin Schulz als Kanzler-Kandidat auch was wuppen könnte.

Wahrscheinlich daran, dass in den Reihen der Jusos seit einiger Zeit immer nur gegen die „Establishment“ Partei-Führung gemeckert wird, aber kaum ein Juso mal echte Juso-Führungsqualitäten an den Tag legt und neue Perspektiven aufzeichnet. Frau Ueckermann hatte viel getönt, aber kaum etwas getan.

Wahrscheinlich daran, dass bei fast jedem schlechten oder nicht sonderlich guten Wahlergebniss für die SPD, plötzlich Scharen von Partei-Mitgliedern von ganz oben bis ganz unten (meistens jene, die sich im aktiven Geschäft fast nie zu Wort gemeldet haben) das Wort für einen Neuanfang ergreifen.

Wahrscheinlich daran, dass zu viele Wahlkämpfer auf den Straßen vor Ort immer wieder darauf reinfallen, sich auf ein notorisch gewohntes SPD-Bashing einzulassen und dabei unprofessionell versuchen, sich ständig für alles Mögliche erklärend zu rechtfertigen und zu entschuldigen, anstatt einfach mal mit klarer Kante und kurzen Worten zu sagen, was die SPD in dieser oder jener Rolle zum Wohle der Bevölkerung geleistet hat.

Wahrscheinlich daran, dass es den Sozis neben der Frage bezüglich der Geschicke des Landes mit seiner Mensch, nach wie vor immer noch zu sehr um Fragen der innerparteilichen Flügelkämpfe geht.

Wahrscheilich daran, dass die Deutschen immer gerne in Richtung links argumentieren, aber am Ende dann doch eher in Richtung rechts wählen.

Die deutsche Sozialdemokratie benötigt weder einen programmatischen Neuanfang noch eine neu aufgestellte Führungsetage mit neu kehrenden Besen. Sie benötigt wieder mehr Selbstbewusstsein insgesamt. Die Bevölkerung - auch über nationale Interessen in Richtung Europa und bis hin zu Globalisierungsfragen - will wissen, wofür die Sozis im 21. Jahrhundert stehen und wo sie konzeptionell hinwollen. Wo sie hergekommen sind, das weiß die ganze Welt inzwischen.

Am Ende bleibt nervöse Hoffnung. Eine Hoffnung die dahin geht, dass Martin Schulz auf dem kommenden Parteitag der SPD nach dem Nikolaustag 2017 als Parteivorsitzender bestätigt wird. Der ins Rollen gebrachte „Schulz-Zug“ sollte auf dem Gleis bleiben, auch wenn derzeit noch unklar ist, welche Bahnhöfe er ansteuern wird und welche nicht. Es geht zunächst um Fahrplan-Verlässlichkeit in hohem Maße. Weichenstellungen später. Es geht um sozialdemokratische Verlässlichkeit. Viel Porzellan ist in den zurückliegenden Wochen und Monaten zerschalgen worden. Nicht nur durch die Verweigerung der Sozis hinsichtlich Sondierungsverhandlungen schon am Wahlabend, sondern auch in den Sondierungsverhandlungen unter Dreien (nicht Viren, denn ich sehe die CSU weiterhin nur als verlängerten "Kampfarm" der CDU in Bayern infolge der Christunionsgeschichte seit 1948/49).

Deutschland benötigt eine starke SPD aus den schwachen Wahlergebnissen heraus. Die Tage von Angela Merkel sind kalkulierbar gezählt. Die SPD darf ihre Macht-Option für das Land und die Menschen nicht den Partei-Strategien unterwerfen. Alle guten Dinge sind derer drei. Sozis - ergreift den Strohhalm zur Gestaltungsmacht in einer weiteren Koalition mit der CDU/CSU und erweist euch nun mal endlich nach drei Legislaturperioden des Wankelmutes als „David“ gegenüber dem „Goliath“. Raus mit der Zwille und ran an den „Feind“.

Volker Kauder und Peter Altmeier scheinen eh geneigt zu sein, der SPD beide Wangen hinzuhalten, sodass es auf einen Auge-um-Auge-Kampf gar nicht ankommen wird.

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